Konzert 2019

Konzertdaten

Samstag, 30. März 2019, 20:00, Sebastianskapelle Baden

Sonntag, 31. März 2019, 11:45, Sebastianskapelle Baden

Sonntag, 31. März 2019, 17:00, Aula Kloster Wettingen

Zu den Fotos des Konzertes vom Samstag Abend, 30. März 2019:

«Warum nicht einmal auf Entdeckungsreise in die Moderne?» fragte sich David Haladjian, der langjährige Dirigent des Kammerchor Akusma, Baden, bei der Vorbereitung des nächsten Konzerts. Da er selber gerade unter die Filmkomponisten gegangen ist – der armenische Film «Lorik» (frz. Laurence) mit der von ihm komponierten Musik ist soeben erschienen – lag ihm dieses Genre nahe. Dabei stiess er auf einen internationalen Schatz wertvoller Filmmusik, den es nur zu heben und daraus ein Konzertprogramm zu gestalten galt. Gleichzeitig sollte der Chor durch eine neue Sichtweise auf geistliche Musik frischen Elan gewinnen.

Bei seiner Spurensuche geriet  Haladjian erneut ins Staunen: Die meisten Komponisten – etwa John Williams, Arvo Pärt , Bruno Coulais oder Zbigniew Preisner – legen ihren Werken nicht die Alltagssprache zugrunde, sondern das Kirchenlatein. Eine einleuchtende Entscheidung, findet der Musiker, wäre doch die gesprochene Sprache geprägt von nicht zum sakralen Inhalt passenden Bildern und beeinflusste sie störend. Demgegenüber hat das Lateinische – abgesehen davon, dass die Sprache klangvoll ist und sich so zum Singen besonders gut eignet – über die Jahrhunderte hinweg seine Gültigkeit bewahrt, ist vertraut und nach wie vor verständlich. Nur wenige der aufgeführten Kompositionen bauen daher auf einer Alltags- oder – wie in einem Fall – auf einer Fantasiesprache auf. Die ausgewählten Werke stellen eine musikalische Würdigung an die jeweiligen Komponisten dar und sind unabhängig vom Film zu sehen, für den sie komponiert wurden.

Um die Spannung der Zuhörenden bis zuletzt zu erhalten, ist die Struktur eines solchen Konzerts besonders wichtig, das war dem Dirigenten von Anfang an klar. So lebt das Programm von seiner inneren, musikalisch bestimmten Dramaturgie. Zwischen «River», dem nachdenklichen Eingangslied von Ennio Morricone zum wenig nachhaltigen Umgang des Menschen mit der Natur, und dem hymnischen Gotteslob «Non Nobis Domine» von Richard Harvey als Schlussakzent, wölbt sich ein starker Spannungsbogen.

Gisela Goehrke

Die Chorstücke stammen aus den folgenden Filmen:

Ennio Morricone: River. „The Mission“, 1986, Regie Roland Jofflé
George Fenton: Kyrie. „Ever After“, 1998, Regie Andy Tennant
Philip Glass: Koyaanisqatsi. „Koyaanisqatsi“, 1982, Regie Godfrey Reggio
Bruno Coulais: In Memoriam. „Les choristes“, 2004, Regie Christophe Barratier
Zbigniew Preisner: Lacrimosa. „The Tree of Life“, 2011, Regie Terrence Malick
Clint Mansell: Lux Aeterna. „Requiem for a Dream“, 2000,
Regie Darren Aronofsky
Arvo Pärt: Da Pacem. Keine Filmmusik, sondern eine Auftragskomposition für ein internationales Friedenskonzert in Barcelona, 2004
John Debney: Passion & Resurrection. „The Passion of the Christ“, 2004,
Regie Mel Gibson
Yoshihisa Hirano: Kyrie. „Death Note“, 2017, Japanischer Manga,
Autor Tsugumi Ohba
Alexandre Desplat: My Love is Always Here. „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“, 2010, Regie David Yates
Richard Harvey: Kyrie for the Magdalene. „The Da Vinci Code“, 2006,
Regie Ron Howard
John Williams: Exsultate Justi. „Empire of the Sun“, 1987,
Regie Steven Spielberg
Richard Harvey: Non Nobis Domine. „Henry V“, 1989, Regie Kenneth Branagh

Ensemble Eskeniangeli, www.eskeniangeli.com

Shant Eskenian, Konzertmeister, Violine

Gurgen Kakoyan, Klarinette und Duduk

Giorgio Chinnici, Viola

Angelika Zwerger, Violoncello

Federico Abraham, Kontrabass

Mikayel Balyan, Orgel und Klavier

 

Hollywood in der Sebastianskapelle

Badener Tagblatt, 2. April 2019, Daniel Vizentini

Beim Filmeschauen achten wohl die wenigsten bewusst auf die Musik, die oft nur im Hintergrund läuft. Dabei ist sie ein absolut zentrales Element: Sie erzeugt oder vertieft Emotionen und verleiht der Handlung die nötige Spannung. Vielfach kommt dabei geistiger Chorgesang zum Einsatz – für den traditionellen Badener Kammerchor Akusma eine Gelegenheit, eine neue Sichtweise auf solche Musik zu setzen. Gemeinsam mit dem Basler Musikensemble Eskeniangeli zeigte er in der Sebastianskapelle in Baden eine Auswahl von regelrechten Perlen der sakralen Filmmusik der letzten 30 Jahre. Den Start machten die Sänger noch eher sanft und gemächlich mit dem nachdenklichen Lied «River» von Ennio Morricone, einem der grössten Filmmusik-Komponisten der Geschichte, der schon Musik für mehr als 500 Filme geschrieben hat. In seiner ganzen Fülle kam der Chorgesang beim nächsten Stück «Kyrie» zur Geltung. Danach zeigten die männlichen Bassstimmen von «Akusma» mit dem Lied «Koyaanisqatsi», was sie drauf haben. Der Song stammt aus dem gleichnamigen Experimentalfilm, der sich kritisch mit der menschlichen Zivilisation und dem Eingriff in die Natur beschäftigt. Erst nach langem, dominierenden Bassgesang setzte Schritt für Schritt der Tenor ein und später dann die höheren Stimmlagen des Chors. «Koyaanisqatsi» passte mit seiner zeremoniellen, leicht obskuren Stimmung super in den sakralen Raum der Sebastianskapelle mit den alten, kirchlichen Gemälden. Von der Dominanz der Basstöne ging es dann ins andere Extreme der Tonlagen über: Solo-Sopranistin Ursula Sauvin zeigte beim Lied «Lacrimosa», wie sie höchsten Töne zu erreichen vermag. Bei «Lux Aeterna» vom Film «Requiem for a Dream» dann begann die Darbietung vorwiegend instrumental mit einem erst langsam einsetzenden Chor, der fortan immer lauter wurde und das Stück auf seinem Lautstärkehöhepunkt beendete. Die Sängerinnen und Sänger von «Akusma» zeigten bei ihrem Auftritt ihr ganzes Können. Beim Lied «Da Pacem» beispielsweise wechselten sie munter ab zwischen hohen und tiefen Tönen. Danach legten sie eine kurze Pause ein, in der Chor-Dirigent David Haladjian mit dem Musikensemble ein paar der Instrumental-Stücke vorführte, die er für einen armenischen Film geschrieben hat. Beim Lied «In The Sky» verliess es gar seinen Dirigentenposten und setzte sich an den Flügel. Erlös für Kinder in Armenien Mit dem Lied «Passion and Resurrection» vom Film «The Passion of the Christ» meldete sich der Chor zurück. Beim Hören des Stücks wähnte man sich wie in einer Wüste, in der die SopranSolistin mit ihren hohen Tönen das Gefühl vermittelte, als würde sie allein im nirgendwo nach Rettung rufen. Dem Kammerchor Akusma gelang es, Emotionen zu erzeugen und mit der Musik Geschichten zu erzählen. Als Zuhörer konnte man sich regelrecht mitreissen lassen und auf den melodischen Erzählungen davongleiten. Der Erlös der Konzerte in der Sebastianskapelle und im Kloster Wettingen kam einem Schulprojekt in Armenien zugute, dem Heimatland von David Haladjian, der den Chor seit 2013 leitet. 1970 von Albert Kuster in Ennetbaden gegründet, feiert der Kammerchor Akusma kommendes Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Jährlich finden ein bis zwei Aufführungen statt, bei denen immer ein hohes musikalisches Niveau angestrebt wird. Die Chorproben finden jeweils dienstags in Baden statt. 27 Sängerinnen und Sängern aus der Region singen derzeit dort mit. Der Chor sucht aber weitere, neue Mitglieder.