Eine kleine Vereinsgeschichte

Von "the nameless" zum "Kammerchor Akusma"

Ein Rückblick auf über 50 Jahre Chorarbeit in der Region Baden

Im Jahr 1970 wurde in Ennetbaden ein Verein gegründet mit dem Ziel, das Singen für Jugendliche zu fördern. Die jungen Sängerinnen und Sänger nannten sich "the nameless" und standen unter der künstlerischen Leitung von Albert Kuster. Das Repertoire bestand anfänglich aus Spirituals, die in mehreren Konzerten dem Publikum vorgestellt wurden. Weiter beschäftigten den Chor die damals aktuellen Bearbeitungen der Werke J.S. Bachs unter dem Begriff "Play Bach" und schliesslich kam sakrale Musik in den Fokus, insbesondere die Uraufführung des "Requiems für eine verlorene Zeit", komponiert und einstudiert von Albert Kuster.

1983 wurde Stephan Rinderknecht neuer künstlerischer Leiter. Gleichzeitig änderte der Chor seinen Namen in "Kammerchor arcus". Dieser konzertierte in der Folge in der Region Baden, aber auch in Boswil und Zürich mit Werken von Schütz, Kodaly, Distler, Britten, Pärt und anderen. Dabei wurde auch Stephan Rinderknechts Komposition "Maria durch ein Dornwald ging" uraufgeführt.

1987 stand der Chor ohne Leitung da. Die Suche nach einem Dirigenten führte zurück zum Ursprung: Alber Kuster übernahm wieder die Führung. Mit diesem Wechsel änderte der Verein wieder seinen Namen: Er nennt sich jetzt "Kammerchor akusma". Dieser Name (Griechisch akusmata: Gehörtes) skizziert den weiten Bogen musikalischer Aktivität. In einer ersten Konzertreihe "Wort und Musik zur Passionszeit" gelangten 1989 Lieder von Schubert, Verdi, Palestrina, Cherubini und Gluck zur Aufführung. Eine weitere Konzertreihe enthielt eine choreigene Bearbeitung von bekannten Melodien über 100 Frauennamen unter dem Titel "FrauInnen".

1991 musste sich der Chor wieder auf die Suche nach einem neuen künstlerischen Leiter machen und hatte Glück: In Andreas Wittwer fand er einen engagierten neuen Dirigenten. Als erste Bewährungsprobe führte er 1992 zusammen mit dem Singkreis Baden, einem ad hoc Orchester und Solisten Werke von Vivaldi, Bach und Distler auf. Ab Juni 1993 gaben die Sängerinnen und Sänger während mehrerer Jahre eine Sommerserenade in Untersiggenthal mit vielseitiger Kost, dazu Häppchen und Getränke von der Bar. Im Winterhalbjahr wurde ein „ernsteres“ Konzert durchgeführt. Während der 12-jährigen Zusammenarbeit mit Andreas Wittwer weitete der Chor sein Repertoire in verschiedene Richtungen aus: geistliche und weltliche Chorwerke aus sechs Jahrhunderten: Von Heinrich Schütz über W. A. Mozart bis Arvo Pärt. Die jährlichen Konzerte waren allermeist begleitet von einzelnen Instrumentalisten, kleineren Ensembles und Solisten.

Ab 2004 stand der Chor unter der Leitung von Gaudenz Tscharner. Madrigale aus dem 16. und 17. Jahrhundert, Chorwerke englischer Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts, aber auch Psalmen von Mendelssohn oder eine Messe von Monteverdi kamen zur Aufführung.

2008 wechselte die musikalische Leitung abermals und der Chor konnte 2010 sein 40-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumskonzert unter der Leitung von Mark Kölliker feiern. Geistliche Chor- und Orchestermusik von Mozart, Durante und Astorga fand beim Publikum grossen Anklang.

2010 verliess Mark Kölliker den Chor bereits wieder und Michel Uhlmann wurde als Nachfolger verpflichtet. Der Auftakt konnte gegensätzlicher nicht sein: „Gassenhauer und Motetten“, gefolgt von deutscher Barockmusik und einem Programm zu Renaissance und Romantik.

2013 war der Platz des Dirigenten wieder vakant und der Chor hatte das Glück, in David Haladjian einen kompetenten Nachfolger zu finden. Seine Erfahrung als Komponist, Musiklehrer und Chorleiter verhalf dem Chor zu neuen Erfahrungen, er entwickelte sich musikalisch ein gutes Stück weiter. Zu Beginn stand ein Länder-Programm mit Werken aus dem Baltikum, das so grossen Anklang fand, dass die Reihe fortgesetzt wurde mit Werken aus Grossbritannien, der Schweiz, den USA und Armenien. Immer waren Lieder aus den verschiedensten Zeitepochen zu hören. In dieser Zeit begann die Zusammenarbeit mit dem Ensemble Eskeniangeli, das die Sängerinnen und Sänger in wechselnden Formationen begleitete.

Nach einem Abstecher in die sakrale Filmmusik (2019) begann der Chor seinen 50. Geburtstag zu planen. David Haladjian bekam den Auftrag, ein Werk zu komponieren, das auf den Chor zugeschnitten sei. Er entschied sich für ein «Stabat Mater Dolorosa», das am 1. Oktober 2022 uraufgeführt wurde. Das ursprünglich für November 2020 geplante Konzert musste coronabedingt mehrmals verschoben werden, was uns erlaubte, das Werk intensiver zu proben. Nach dem verspäteten Jubiläumskonzert setzte der Chor im Juni 2023 die Länderreihe wieder fort, Italien war an der Reihe. Im März 2024 steht wieder ein grösseres Werk auf dem Programm: "The Armed Man – A Mass for Peace" des walisischen Komponisten Karl Jenkins. Sängerinnen und Sänger des Singkreises Maur werden den Chor verstärken.

Während der nunmehr 53 Jahre hat der Chor viele musikalische Richtungen kennengelernt, hat mit verschiedenen Chorleitern und Musikern zusammengearbeitet und sich musikalisch weiterentwickelt. Ob A-Capella-Gesang oder Aufführungen mit Solisten und Instrumentalensemble, es wird immer ein hohes musikalisches Niveau angestrebt. Daneben kommt auch die Pflege der freundschaftlichen Beziehungen nicht zu kurz: Gemeinsame Wochenenden und Chorreisen, gemütliches Beisammensein an Weihnachtsfeier, Generalversammlung oder nach der Probe zeugen vom lebendigen Vereinsleben.

Aktuell sind im Chor rund 25 Sängerinnen und Sänger engagiert. Mit wenigen Ausnahmen wohnen sie in Baden oder Umgebung.

11.12.2023